Seit längerem sind die Baugenehmigungszahlen in NRW auf Talfahrt. Dabei liegt der Rückgang der Bauprojekte an den hohen Kosten und nicht an mangelnder Nachfrage: Der Bedarf an neuem Wohnraum ist nämlich gerade auf der Rheinschiene und im Ruhrgebiet weiterhin hoch – und wird es auch bis 2040 bleiben. Das zeigt jetzt eine neue Studie, welche Bedarf und Realität verglichen hat.
Düsseldorf. Der Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen liegt weit unterhalb des Bedarfs, die Wohnraumknappheit in den gefragten Ballungsräumen wird sich dadurch weiter verschärfen. Das zeigt eine Studie, welche das Beratungsunternehmen Bulwiengesa jetzt im Auftrag des BFW NRW (Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen) erstellt hat. Demnach ist der Bedarf an neuen Wohnungen weiterhin hoch: Allein in Köln, Düsseldorf, Bonn, Essen und Dortmund müssten in den nächsten 15 Jahren 260.000 neue Wohnungen entstehen.
Allein für Düsseldorf kommt die Studie auf einen Neubaubedarf von 57.000 Wohneinheiten bis 2040. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten in den nächsten 15 Jahren im Schnitt 3.800 neue Wohnungen in der Landeshauptstadt entstehen. Von dieser Marke ist Düsseldorf allerdings aktuell weit entfernt: Im vergangenen Jahr erteilte die Stadt Baugenehmigungen für insgesamt 978 neue Wohneinheiten, also nur rund ein Viertel des Bedarfs. Darin sind auch neue Wohneinheiten einbezogen, die durch Umbau oder Ausbau geschaffen werden sollen. Düsseldorf ist damit aber nicht das Neubau-Schlusslicht unter den NRW-Großstädten.
Neubauaktivität in NRW-Großstädten weit unter Bedarf
In Köln ist die Situation noch dramatischer: Die Studie beziffert den Bedarf in der Domstadt auf rund 6.000 neue Wohneinheiten pro Jahr. Neu genehmigt wurden letztes Jahr aber nur 1.413 Wohnungen, deutlich weniger als ein Viertel des Bedarfs. Behält man dieses Tempo bei, dauert es mehr als 65 Jahre, um 92.418 Wohnungen zu bauen, die nach den Berechnungen der Studie schon bis 2040 benötigt werden. In Bonn müssten in den nächsten 15 Jahren rund 36.500 Wohneinheiten entstehen, um den Bedarf zu decken. Das macht im Schnitt etwas mehr als 2.400 pro Jahr, genehmigt wurden letztes Jahr 373.
Das sind gerade einmal 15 Prozent des jährlichen Bedarfs. Dabei ist nicht nur auf der Rheinschiene ein hoher Bedarf an neuen Wohnungen festzustellen. Die Studie hat auch für das Ruhrgebiet einen erheblichen Neubaubedarf errechnet: In Essen braucht es demnach in den nächsten 15 Jahren 37.344 neue Wohnungen, in Dortmund 35.303 und in Duisburg 28.855. In der gefragten Universitätsstadt Münster müssten es 29.912 neue Wohneinheiten sein. „Der Wohnungsneubau bleibt hinter der Nachfrage zurück, während die Bevölkerung in vielen Städten weiter wächst“, sagte Martin Dornieden zur Rheinischen Post.
Damit mehr gebaut wird, muss Neubau bezahlbarer werden
Der Vorsitzende des BFW NRW ergänzte: „Im Durchschnitt liegt die Leerstandsquote NRW-weit bei rund 1,6 Prozent, das ist zu wenig. Für einen funktionierenden Wohnungsmarkt braucht es rund drei Prozent Leerstandsquote.“ Dornieden forderte angesichts dessen eine Beschleunigung der Baugenehmigungsverfahren, eine konsequente Streichung von Zusatzanforderungen an Bauprojekte und eine Ermöglichungskultur in Behörden und Gesellschaft. Die Autoren der Studie weisen außerdem darauf hin, dass eine deutliche Absenkung oder gar Abschaffung der Grunderwerbsteuer geboten sei.
Elisabeth Gendziorra, Geschäftsführerin des BFW NRW, betonte gegenüber der Rheinischen Post, die hohen Baustandards müssten überdacht werden: „Schaut man genauer hin, sind es regulatorische Anforderungen, die unter anderem zu höherem Planungsaufwand und steigendem Materialbedarf führen. Flankiert von ohnehin gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist bezahlbares Bauen und Wohnen nicht mehr möglich.“ So unterstreichen die Erkenntnisse aus der Studie jene Empfehlungen, die auch Haus & Grund Rheinland Westfalen der NRW-Baupolitik seit Jahren immer wieder nahelegt.
Download
Studie „Wohnungsmarkt NRW 2025 - Chancen und Herausforderungen“ (PDF, 1,5 MB)
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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